Seit der Wende doktern wir am Verstehen bestimmter Prozesse herum. Dabei scheint die Wahrheit doch auf der Hand zu liegen:
Ostdeutschland:
- Der Osten ist aufgrund eigener historischer Erfahrungen immer schon extrem kritisch zur Obrigkeit eingestellt.
- Die Wendejahre sind immer noch nicht verdaut, drittklassiges Führungspersonal aus dem Westen hinterließ damals oft “verbrannte” Erde und keine blühenden Landschaften.
- Rückgabe vor Entschädigung hat ein nachhaltiges Misstrauen hinterlassen.
- Die Treuhand als Arm der alten Bundesrepublik gilt als Ursache von Massenarbeitslosigkeit und Verarmung, all das mit Duldung der Regierung.
- Der Osten ist in gesamtdeutschen Organisationen völlig unterrepräsentiert.
Gesamtdeutschland:
- Das Generationenversprechen “Unseren Kindern soll es einmal besser gehen” funktioniert nicht mehr.
- Immobilien kann man sich nicht mehr leisten, Mieten ebenso.
- Das Schulsystem ist eine Katastrophe
- Das Gesundheitssystem ebenso.
- Steuergerechtigkeit gibt es nicht.
Alle genannten Themen sind seit Jahrzehnten bekannt, nur es tut sich nichts. Zusätzlich kommen noch die aktuelle. Herausforderungen wie Klimawandel und künstliche Intelligenz. Leider sind die etablierten Parteien nicht in der Lage, den Menschen vernünftige Antworten zu geben und Ängste zu bekämpfen. Der Eindruck entsteht, dass am Volk vorbei und teilweise gegen das Volk regiert wird. Schlimm ist, wenn ehemalige Protestwähler zu Stammwählern werden. Das liegt aber auch daran, daß die etablierten Parteien bisher nicht verstehen, worauf es wirklich ankommt. Gegen die AfD kämpfen ist zu wenig, wenn die Menschen nicht mehr von der Demokratie überzeugt sind.
[Quelle: taz]